Hast du schon einmal den Notruf wählen müssen? Ja? Hast du alles richtig gemacht? Oder ist dir in der Aufregung alles entfallen, was eigentlich bei einem Notruf gesagt werden muss? Ach, du hast noch nie die Feuerwehr gebraucht? Was würdest du denn den Diensthabenden bei der 112 erzählen, wenn morgen deine Küche brennt?
Präge dir zwei Dinge ein: Die Notrufnummer 112 und die fünf W's. Auf diese fünf W's ist der Dienshabende in der Leitstelle Nürnberg nämlich angewiesen, um deinen Anruf bearbeiten zu können.
Die fünf W's:
- Wo ist etwas passiert?
- Was ist passiert?
- Wie viele Verletzte gibt es?
- Wer meldet den Notfall?
- Warte auf mögliche Rückfragen!
112 statt 110
Wusstest du, dass die Notrufnummern 110 und 112 in Mobilfunknetzen nicht gleichbehandelt werden? Während die 110 in Deutschland direkt zur Polizei durchgestellt und nicht priorisiert wird, so wird die 112 sofort zur nächsten Rettungsleitstelle durchgestellt und als Notruf deklariert. Dabei spielt es keine Rolle, ob auf deinem Prepaid-Handy noch Guthaben ist oder ob dein Netzbetreiber an diesem Standort keinen Empfang hat, denn es wird dann über alle verfügbaren Netze und Provider versucht, eine Verbindung herzustellen. Eines ist jedoch zu beachten, das Handy muss über eine SIM-Karte verfügen, damit es einen Notruf absetzen kann - früher ging dies auch ohne SIM-Karte.
Sollte eine Funkzelle ausgelastet sein, was bei großen Veranstaltungen (z.B. Open-Beatz) schnell passieren kann, so werden durch einen Notruf über die 112 eingebuchte Geräte sofort getrennt, selbst wenn diese bereits eine aktive Verbindung zu einem Gesprächspartner aufgebaut haben, sodass der Notruf abgesetzt werden kann.
Die Telekom priorisiert zwar zusätzlich die 110, aber nur in neueren Funknetzen wie LTE. Im nahezu überall empfangbaren GSM-Netz wird dies nicht umgesetzt; zudem können auch nicht alle Telefone damit umgehen.
Es spielt außerdem keine Rolle, wo du dich aufhältst, denn auch wenn du dich im Ausland befindest, kannst du immer und zu jeder Zeit die 112 von deinem Handy aus wählen. Dabei ist es egal, ob du dich in Österreich oder in Australien aufhältst - Solange du eine EU-SIM-Karte in deinem Telefon hast, wirst du mit der nächsten Rettungsleitstelle verbunden.
Moderne Helfer
Wenn du von unterwegs einen Notruf über die 112 tätigst, ist es oft problematisch, der Rettungsleitstelle mitzuteilen, wo du dich genau befindest. Denn möglicherweise kennst du dich vor Ort nicht aus oder kannst dich im Falle einer Notsituation nicht konzentrieren. Hier hilft moderne Technik wie AML (Advanced Mobile Location) weiter, welches seit Oktober 2019 in Deutschland zur Verfügung steht.
Wenn du gerade an Überwachung gedacht hast, dann verdränge diesen Gedanken gleich wieder. Diese Funktion wird nämlich erst dann aktiviert, wenn du tatsächlich einen Notruf über die 112 durchführst. Hierbei greift das Telefon auf alle ihm zur Verfügung stehenden Informationskanäle zurück, wie GPS oder gar WLAN-Signale. Es spielt dabei keine Rolle, ob du GPS aktiviert hast oder nicht. In 80% der Fälle kann so der aktuelle Standort auf mindestens 30m genau ermittelt werden. Des Weiteren sind schon über 90% der Bevölkerung an eine Rettungsleitstelle mit AML angeschlossen.
Damit das jedoch funktioniert, braucht es mindestens ein Smartphone mit Android 4 oder mit iOS 13.3. Zusätzlich müssen auf einem Android-Smartphone die Google Play-Dienste aktiviert sein sowie AML selbst, welches unter Android ELS (Emergency Location Service) heißt. Manchmal ist es auch unter „Notfall-Standortdienst“ zu finden. Diese Einstellung versteckt sich meistens unter „Sicherheit & Sperrbildschirm“ -> „Standort“.
Zusätzlich muss der Notruf aus dem eigenen Funknetz stammen. Aus dem Ausland oder aus einem anderen Netz (nationales-Notfall-Roaming) funktioniert dies leider nicht.
Missbrauch
Vergiss nicht, deinem Kind die oben genannten Regeln beizubringen. Schon im Vorschulalter kann der Nachwuchs mit einem Notruf Leben retten! Gleichzeitig sollte man aber auch wissen, dass ein missbräuchlicher Notruf unter Strafe steht (§ 145 StGB) und mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit einer Geldstrafe geahndet wird. Einfach auflegen klappt nicht, denn wenn der Notruf gewählt wird, erscheint auf den Monitoren der Rettungsleitstelle nicht nur die Nummer des Anrufers, sondern diese hat vollen Zugriff auf die Benutzerdaten des Anschlussinhabers, sofern es sich um einen Festnetzanschluss handelt. Dies stellt sicher, dass auch bei sogenannten "Röchelrufen" Hilfe geleistet werden kann. Also bei Anrufern, die den Notruf noch wählen konnten, dann aber bewusstlos geworden sind. Daher sollten Notrufe, von zu Hause aus, über das Festnetz erfolgen.
In den Bezirksfeuerwehrzentralen sind leider rund 80% aller Notrufe Unfug. Diese werden vorallem durch Kinder verursacht, aber auch Erwachsene "verwählen" sich des Öfteren. Alleine aus dem Vodafone-Mobilfunknetz wurden 2019 über 450.000 Notrufe (bundesweit) an die 112 vermittelt. Dazu kommen dann noch die weiteren Provider wie Telefonica und Telekom, sowie Festnetzanschlüsse.
Die Folge: Der Ernstfall kann kaum vom "Scherz" unterschieden werden, der Disponent ist mit einem "Scherzbold" beschäftigt, während möglicherweise woanders Menschen auf Hilfe warten.